Praktikum bei Soda Lingerie in Wien
Vorbereitung:
Während meines letzten Praktikums in Innsbruck, Österreich, begann ich bereits mit der Suche nach dem nächsten Praktikum, da ich die erforderliche Dauer für das vorgeschriebene Praxissemester bzw. Auslandspraktikum sonst nicht erreicht hätte. Kurz vor Ende meines Aufenthalts in Innsbruck erhielt ich die Zusage für das nächste Praktikum, wodurch ich wieder recht kurzfristig einen Erasmusantrag stellen und erneut auf Wohnungssuche gehen musste. Die Praktikumsstelle erhielt ich auf Empfehlung einer Kommilitonin und Freundin, die selbst dort gearbeitet hatte. So konnte ich gewissermaßen als ihre Nachfolgerin die Stelle übernehmen. Da ich erneut mit meiner Katze und nur für drei Monate nach Wien ziehen wollte, gestaltete sich die Wohnungssuche wieder als ziemlich schwierig. Schließlich fand ich auf schwarzesbrett.oeh.ac.at/wohnen eine Wohnung. Diese war zwar für ihre Größe und Lage relativ teuer, aber dennoch bezahlbar. Da sie nur 25 Minuten zu Fuß von der Arbeitsstelle entfernt lag, konnte ich täglich zu Fuß zur Arbeit gehen und war innerhalb von 30 Minuten zu Fuß in der Innenstadt.
Gastunternehmen:
Bei meiner Ankunft bei Soda wurde mir zunächst das Studio und der Rest des Gebäudes gezeigt. Eine Mitarbeiterin war größtenteils für die Organisation der täglichen Aufgaben verantwortlich und führte mich schrittweise in meine Tätigkeiten ein. Ich lernte, wie man die Produkte zuschneidet, näht, versäubert, bügelt, gegebenenfalls wäscht und schließlich für den Verkauf vorbereitet. Wir arbeiteten viel mit Deadstock (Stoffe, die von großen Unternehmen übrig geblieben sind), Spitzen und auch mit nachhaltig recycelten Stoffen in verschiedenen Farben und Lingerie-Schnitten. Von Anfang an wurde mir großes Vertrauen entgegengebracht, und ich durfte gleich zu Beginn meinen ersten Slip herstellen, der schließlich auch verkauft wurde. In den folgenden Monaten arbeitete ich mich weiter durch die verschiedenen Produkte unseres Sortiments. Gegen Ende meines Praktikums beschäftigten wir uns zunehmend mit der Herstellung von Bademode, und auch alte Unterwäscheschnitte wurden zwischendurch angepasst. Es war besonders spannend zu beobachten, wie die gleichen Teile an unterschiedlichen Körpern wirken und wie wir diese entsprechend anpassen mussten. Zudem wird darauf geachtet, dass alle verwendeten Materialien in der EU hergestellt und verarbeitet werden, beispielsweise die Steinchen für die Bikinis, die in Deutschland geschliffen werden, oder die Spitze, die dort gefärbt wird. Eine neue Färberei war jedoch nicht in der Lage, die Spitze in der gleichen Haptik, Farbe und Qualität wie die vorherige zu färben.
Da wir alle in einem großen Raum arbeiteten, war es interessant, auch die Tätigkeiten in Bereichen wie Marketing, Handel, Förderungen oder Kooperationen mitzubekommen, obwohl ich dafür eigentlich nicht zuständig war. Zudem wurden wir Mitarbeiter oft nach unserer Meinung zu Themen wie Preisgestaltung oder Farbauswahl gefragt, was ich ebenfalls sehr spannend fand. Da Soda auch einen kleinen Laden in einem anderen Bezirk Wiens besitzt, durfte ich dort für zwei Tage vorbeischauen und noch mehr Produkte aus unserem Sortiment anprobieren, um selbst zu erfahren, was ich herstelle. Auch die Verkaufsabläufe wurden mir erklärt, damit ich im Notfall einspringen kann. An diesen Tagen im Shop fand ich es besonders spannend, zu sehen, wie die Kunden auf die Produkte und das Konzept reagieren. Es wird einem noch bewusster, dass die hergestellten Produkte tatsächlich von Menschen getragen werden. Für das Vollzeitpraktikum erhielt ich von Soda eine Vergütung von 500 € im Monat, und einmal pro Woche kochten wir gemeinsam. Es wurde hauptsächlich Deutsch bzw. österreichisches Deutsch gesprochen, manchmal mit starkem Dialekt, wodurch ich viele neue Wörter gelernt habe. Außerdem war es sehr interessant, in einer Großstadt wie Wien zu wohnen.
Fazit:
Ich bin äußerst zufrieden mit meinem Auslandspraktikum und der Unterstützung durch Erasmus, die dies überhaupt erst möglich gemacht hat. Man lernt viel über sich selbst, wenn man aus dem gewohnten Umfeld heraustritt und auf sich allein gestellt ist, wobei man bei Bedarf dennoch Unterstützung von allen Seiten erhält. Es ist unglaublich bereichernd, neue Orte kennenzulernen, neues Essen auszuprobieren, Bekanntschaften zu schließen und Freundschaften zu knüpfen, die auch über die Zeit des Praktikums hinaus bestehen bleiben. Die Arbeit in einem kleinen, nachhaltigen Unternehmen mit eigenem Shop und Produktion in Wien war sehr interessant, und ich habe mich gut mit den Arbeitskollegen und den Geschäftsführern verstanden. Da wir ein so gutes Team waren, werde ich mein Praktikum während der Fertigstellung meiner Bachelorarbeit verlängern und weiter bei Soda arbeiten.