Erfahrungsberichte

Praktikum bei einer NRO zu Klimaschutz und Klimawandel

3 Monate
Ungarn
2021
Klimaschutz und Klimaanpassung

Einleitung

Im Zuge meines Bachelorstudiums Klimaschutz und Klimaanpassung ist eine dreimonatige Praxisphase vorgesehen, welche ich mich entschloss, im Ausland zu absolvieren.

Sitzungssaal im Parlament in Budapest, Foto privat

Das Hauptkriterium für die Wahl des Landes war, eine neue Kultur kennenzulernen und auch die Landessprache sollte mir noch unbekannt sein. Außerdem wollte ich gerne in Europa bleiben, um die Arbeit in der EU besser kennenzulernen. Nach der Kontaktierung verschiedener Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen (NROs) im Umweltschutz entschied ich mich für ein Praktikum bei der NRO CEEweb for Biodiversity in Budapest, Ungarn. Dort arbeitete ich drei Monate vom 1. September bis zum 30. November 2021 im Klimaschutz an dem Projekt „Game On! Don’t let climate change end the game!“ mit.

Vorbereitung und nützliche Tipps

Meiner Erfahrung nach sind Initiativbewerbungen in der Regel gerne gesehen und wenn man im Vorhinein schon mal eine nette Anfrage mit kurzer Vorstellung schreibt, spart man sich auch jede Menge Arbeit an Bewerbungsschreiben. Natürlich ist es gut, schon früh mit der Planung anzufangen, ein halbes Jahr im Voraus war für mich passend, um als Freemover mein Praktikum selbst zu organisieren. Wenn man sich auf Stellenausschreibungen im Ausland bewerben möchte, sollte man eventuell zwei bis drei Monate mehr einplanen, um den Fristen gerecht zu werden.

In der Tram, Foto privat

Die Wohnungssuche in Ungarn hat sich als kompliziert herausgestellt. Da ich in Deutschland schon seit fünf Jahren in einer WG wohne und sich das immer als sehr kommunikativ erwiesen hat, plante ich auch in Budapest in eine WG zu ziehen, um mit den Ungarn möglichst viel in Kontakt zu kommen und auch richtigen Kulturaustausch zu erleben. Während in Deutschland WG-gesucht.de einen wunderbaren Überblick über freie Zimmer liefert, hat Ungarn keine derartige Website. Die gängigen Seiten waren für Langzeitmiete und meistens für ganze Wohnungen und dementsprechend teuer. Die Lösung dazu ist Facebook, wo man in verschiedenen Gruppen nach Inseraten suchen kann, die ein Zimmer anbieten. Nach langer Suche fand ich dann auch eine drei-Personen WG mit guter Lage und Preis.

Mit großer Enttäuschung musste ich leider feststellen, dass die WG in Ungarn nicht mit Deutschland zu vergleichen war. Letztendendes war die Situation so unangenehm, dass ich nach anderthalb Monaten auszog und die restliche Zeit in einem Hostel verbrachte. Bei Gesprächen mit anderen Ungarn hat sich herausgestellt, dass ich zwar auf besonders unsoziale Mitbewohner gestoßen war, das WG-Leben in Ungarn aber generell nicht so kommunikativ wie in Deutschland ist und mehr zu Zweck-Gemeinschaften tendiert wird. Demnach kann ich nicht wirklich zu WGs mit Anwohnern in Ungarn raten, vielmehr ist es sinnvoll, sich rechtzeitig um einen Platz in einem AirBnB zu kümmern, selbst wenn dieser teurer sein sollte, oder eine WG mit anderen Internationalen zu wählen.

Kultur

Anders als meine Mitbewohner waren meine Kollegen sehr freundlich, höflich und hilfsbereit und haben mich direkt ins Team integriert. Ich würde die Kultur allgemein als sehr höflich, ruhig und zu Fremden eher distanziert einschätzen. Anders als in südlichen Ländern gibt es hier kein Hupen auf den Straßen, keine lauten Ausrufe, aber auch weniger lächelnde Begrüßungen im Alltag. Die Ungarn, die ich besser kennen lernen durfte, waren dafür sehr gastfreundlich und lieb.

Budapest, Ausblick auf rechte Seite der Donau (Pest), Foto privat

Gastunternehmen

CEEweb ist eine sehr engagierte internationale Organisation, die ich uneingeschränkt als Praktikumsplatz weiterempfehlen kann. Meine Aufgaben waren vielseitig und nützlich und ich hatte das Gefühl, mich sehr gut einbringen zu können. Von Beginn an wurde ich sofort in die Arbeit integriert, meine Meinung wurde zu vielen Aspekten erfragt, berücksichtigt und wertgeschätzt. Vergütung kann die NRO nicht anbieten, da die eigene Finanzierung auf Fördermitteln beruht und diese nur begrenzt vorhanden sind. Die Arbeitssprache bei CEEweb ist Englisch, wenngleich fast alle Mitarbeiter Ungarn sind.

Budapest, Ausblick auf linke Seite der Donau (Buda), Foto privat

Zwar kann ich spezifisch von meinen Aufgaben berichten, allerdings kann man diese nicht für andere Praktika bei CEEweb generalisieren, da jedes Projekt einzigartig ist und die Aufgaben damit stark variieren, sogar schon im Rahmen eines einzelnen Projektes je nach Umsetzungsphase. Ich habe während meiner Zeit dort viel Recherche betrieben, Texte geschrieben, Videos gefilmt, Öffentlichkeitsarbeit betrieben sowie bei der Planung und Umsetzung von Veranstaltungen mitgewirkt. Die Arbeitsmenge war immer adäquat zu den Arbeitszeiten, sodass alles gut zu bewältigen war, man sich aber nie langweilen musste. In meinem Projekt war die Arbeitszeit flexibel, aber im Grunde genommen ging ein Arbeitstag von neun Uhr morgens bis fünf Uhr abends. Die Betreuung war exzellent, alle Aufgaben wurden klar kommuniziert und auf Nachfragen immer mit Erklärungen reagiert. Abgesehen von meinem Vorgesetzten waren noch zwei andere direkte Ansprechpartner für mich in der Organisation, welche ich bei Problemen auch hätte kontaktieren können.

Fazit

Während meines Praktikums habe ich sehr viel gelernt, sowohl bei CEEweb über die Arbeit von NROs und EU-Projekten als auch außerhalb der Organisation, kulturell über Land und Leute. Ich kann ein Praktikum hier durchaus empfehlen, Budapest ist eine schöne Stadt, Ungarisch eine faszinierende bis schon fast lustige Sprache und CEEweb ist ein sehr angenehmes Unternehmen. Generell sind Auslandsaufenthalte grundsätzlich immer lehrreich und für mich war es eine gute Möglichkeit, in den Kulturraum Osteuropas Einblick zu gewinnen.

Donauknie bei Visegrád, Foto privat